Das Münster überragt alles

Das Erste dass uns in Bern begegnete war bereits eine Kuriosität. Ein mit Dampf betriebenes Tram. Wo gibt es denn so was?

Na klar, in Bern. Die Berner Tramway-Gesellschaft 1887 - kein Schreibfehler - betreibt noch heute einige nostalgische Tram's. Einfach sehen- und hörenswert!

Bern ist mit dem öffentlichen Verkehrsmittel und zu Fuss ausgezeichnet zu erkunden. Also lassen Sie Ihr Auto zuhause. Es lohnt sich.

Dann kann man auch das Flanieren in den weltberühmten Lauben der Berner Altstadt geniessen.

Ab und an einen kurzen Halt einschalten. In einen Keller zum Einkaufen oder auch zum Einkehren hinabtauchen. Egal, Hauptsache es macht Spass.

Den absoluten Überblick über Bern erhält man natürlich auf dem Berner Münster.

Beschwerlich ist der Aufstieg auf den Turm. Doch der Fernblick entschädigt alle Strapazen. Was hatten wir doch für ein Glück, dass wir die Berner Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau ohne Wolken sehen durften.

Und erst die Blicke in die Gassen der Stadt. Neidisch wird man auf die Besitzer der gesichteten Terrassen. Auf den Genuss den man haben muss, mitten in der Stadt in einem Paradies zu wohnen.

Der Grundstein für das Berner Münster wurde 1421 gelegt. Wie bei vielen Kirchen, war es auf diesem Bauplatz auch nicht die erste Kirche. Zuvor hatte dort schon die Leutkirche gestanden, eine bei der zähringischen Stadtgründung um 1190 errichtete und 1276 neu erbaute romanische Kapelle.

Bauherr des Münsters waren der Staat Bern und der Deutsche Orden, nicht die Kirche. Obendrein wurden die Kapellen und die Chorfenster durch wohlhabende Berner Familien und Zünfte finanziert.

Die Fassade wurde mit dem für Bern typischen grünen Sandstein erstellt, der heute einen regelmässigen Unterhalt benötigt. Deshalb ist auch das Berner Münster, wie viele Kirchen, meistens mit einem Gerüst versehen.

Der Turm wurde 1521 auf der Höhe des untern Achtecks (knapp 61 Meter) unterbrochen und erst von 1889 bis 1893 zur endgültigen Höhe von gut 100 Meter vollendet, was ihn zum höchsten Kirchturm der Schweiz macht. Noch heute wohnt auf dem Turm ein Turmwächter; bis weit ins 20. Jahrhundert hinein hatte er die Aufgabe, Brände zu melden. Der Glockenturm beinhalte die "Grosse Glocke" die mit rund 10 Tonnen Gewicht grösste Glocke der Schweiz. 254 steinerne Stufen führen spiralförmig zur ersten Turmgalerie in etwa 50 Meter Höhe und weitere 90 Stufen zur zweiten Galerie auf 64 Meter, die dem Publikum ebenfalls zugänglich ist.

Der Blick schweift in Richtung Marzilli-Bad und Aare. Doch sehr speziell diese Lage der Stadt in dieser Flussschlaufe.

Das Mattequartier ist ein Teil der Altstadt von Bern.

Die ganze Berner Altstadt liegt auf einer Halbinsel in der Aare, doch während sich die eigentliche Innenstadt auf einem Hügel befindet, liegt das Mattequartier direkt am Flussufer und ist von der restlichen Stadt deutlich abgetrennt. Hier entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eine Subkultur mit einer eigenen Geheimsprache, dem Mattenenglisch.

Der Name Matte ist urkundlich erstmals um 1327 belegt. Bezeichnet wurde damit die Gegend um die Untertorbrücke, wo sich lange Zeit weit und breit der einzige Aareübergang befand. Die Matte bildete die Anlegestelle für Schiffer und Flösser. Hier arbeiteten Fischer und Fuhrleute, und die Wasserkraft wurde durch Gewerbe und Kleinindustrie genutzt. Das Wasser zog auch Gerbereien an.

Lange Zeit war das Mattequartier für seine Badehäuser bekannt, in denen zum Teil Bordelle betrieben wurden. 1760 vergnügte sich hier Giacomo Casanova, und im Sommer 1824 erschütterte die zur Schau getragene Sittenlosigkeit den Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel.

Um 1448 wohnten in der Matte rund 600 Menschen, was damals etwa 10% der Stadtbevölkerung ausmachte. Heute leben rund 1400 Personen im Quartier. 1891 entstand hier das erste bernische Elektrizitätswerk und seit 1897 verbindet ein elektrischer Personenaufzug, das sogenannte Senkeltram, die Matte mit der Münsterplattform. Zu Fuss erreicht man die Rückseite des Berner Münsters von der Matte aus über die 183 Holzstufen der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Mattentreppe.

Aus einem Industrie- und Arbeiterquartier wurde die Matte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Wohnort von Kunstschaffenden und Studierenden. Teure Renovationen der alten Häuser vertrieben dann auch diese Bevölkerung, und heute sind hier vor allem Werbebüros ansässig.

Hier unter dem Bundeshaus lässt sich für uns diese Stadt speziell spüren. Die Dynamik des Fluss der einen kontinuierlichen Geräuschpegel erzeugt und daneben die Beschaulichkeit des Seins an der Aare.

Ein Restaurant fast Mitten im Fluss! Sehr speziell und doch wieder so natürlich.

Entlang der Aare zurückgeschlendert in Richtung Bärengraben, treffen wir an diesem Tag auf ein "Seifenkisten-Rennen".

Ist dies hier vielleicht der "Grandprix von Bern"? Wenn man den Eifer dieser Jungen Rennfahrer sieht, wohl schon. Ein herrliches Bild. Kinder und Erwachsene die alles einem Ziel unterordnen, nämlich zu Siegen und Spass zu haben. Welche Freude.

Ja, so können wir unseren Heimweg antreten. Die Berner verstehen zu Leben, hier brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.

Also uf Widergüggs.